Betclic kauft Tipico: Ein neuer Sportwetten-Gigant entsteht

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Betclic übernimmt die Mehrheit an Tipico
© Midjourney

Die Übernahme von 65 % an Tipico, Deutschlands führendem Buchmacher, durch Betclic in dieser Woche ist ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung des europäischen Glücksspiel-Ökosystems.

Im Rahmen der Transaktion erwirbt die Betclic-Muttergesellschaft Banijay Gaming für 3 Milliarden Euro eine Mehrheitsbeteiligung an Tipico von deren Eigentümer, der Investmentfirma CVC Capital. Zukünftig soll die Beteiligung auf 72 % erhöht werden. Die Transaktion bewertet Tipico mit rund 4,6 Milliarden Euro.

Weder in der Wirtschafts- noch in der Fachpresse gab es im Vorfeld Leaks oder Gerüchte über den Deal. Die Absicht von Betclic, international zu expandieren, war jedoch stets präsent. Nicolas Béraud, Gründer und CEO der Gruppe (und im Zuge des Deals nun Chairman von Banijay Gaming), erklärte kürzlich gegenüber diesem Reporter, dass die Gruppe eine "internationale Expansion" plane - also ein Wachstum außerhalb ihrer Kernmärkte Frankreich, Polen, Portugal und Elfenbeinküste.

Während diese Aussage auf einer grundlegenden Ebene nachvollziehbar war, konnten nur wenige das Ausmaß des Schritts von Betclic erahnen. Die Gruppe ist Online-Marktführer für Sportwetten in Frankreich und kann nun mit Tipico den führenden deutschen Online- und stationären Sportwettenanbieter in ihre Konzernstruktur aufnehmen. Zur Erinnerung: Tipico betreibt deutschlandweit 1.250 Wettshops.

Content-Synergien und neue Marktführerschaft

Die beiden Marken dominieren die zwei größten Volkswirtschaften der Europäischen Union. Da Banijay gleichzeitig das größte TV-Produktionsunternehmen in Europa ist, wird es sein TV-Content-Portfolio – das Programme wie "Deal or no Deal" und "Peaky Blinders" umfasst – nutzen, um gebrandete Casinospiele in regulierten Märkten wie Deutschland, Portugal und Polen zu entwickeln.

Online Casinos sind in Frankreich derzeit nicht reguliert. Sollte es jedoch zu einer Legalisierung kommen, wird Banijay diesen Markt ins Visier nehmen, auch wenn diese Aussicht aktuell noch in weiter Ferne scheint.

Betrachtet man die Zahlen hinter der Transaktion, so vereint das neue Unternehmen die Marken Betclic, Tipico und Admiral Austria zu einer Gruppe mit einem Umsatz von 3 Milliarden Euro (2024) und einem bereinigten EBITDA von 850 Millionen Euro.

François Riahi, CEO der Banijay Group, sagte in der Mitteilung zum Deal: „Tipico passt perfekt zu unserer DNA – ein starker Marktführer in zwei regulierten Märkten, hochprofitabel und produktfokussiert. Dieser Deal verschafft Banijay die Reichweite, Größe und Diversifizierung, die bereits unser Content-Geschäft auszeichnen.“

Tipico verzeichnete 2024 einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro. Admiral Austria, im September 2025 übernommen, kam 2024 auf 346 Millionen Euro Umsatz. Die Fusion soll jährliche Synergien in Höhe von 100 Millionen Euro durch Produktinnovation, Plattformeinssparungen und gemeinsame Beschaffung freisetzen. Im Zuge der Übernahme wird Betclic COO Julien Brun zum CEO von Betclic, während Axel Hefer CEO von Tipico bleibt und Joachim Baca zum Vice-Chairman des Banijay Gaming Boards ernannt wird.

Regulierungsmacht: Gemeinsam gegen den Schwarzmarkt

In einem Interview mit SBC News erklärte Nicolas Béraud, dass man durch die "Bündelung der Stärken von Betclic, Tipico und Admiral eine digitale und Omnichannel-Gruppe schafft, die stärker und resilienter ist."

Noch wichtiger sei jedoch die Tatsache, dass die größten Märkte der Gruppe – Frankreich, Portugal und Polen – allesamt stark regulierte und hoch besteuerte Märkte sind. Béraud betonte: „Betclic und Tipico teilen ein gemeinsames Verständnis dafür, wie man in stark regulierten Umgebungen operiert, und das ist eine Stärke: Diese Strenge treibt uns an, besser, innovativer und verantwortungsvoller zu sein.“

Der Deal ist auch aus Sicht der Regulierung und der Lobbyarbeit von Vorteil. Angesprochen auf die anhaltende Präsenz illegaler Anbieter in vielen der größten Märkte Europas, sagte Béraud: „Der illegale Markt bleibt ein echtes Problem in Deutschland, ebenso wie in Frankreich und Polen. Tipico ist nun der führende Akteur im legalen deutschen Markt, mit mehr als 1.250 lizenzierten Filialen und einer starken Legitimität bei den Behörden. Sie wären ein vertrauenswürdiger Akteur im Kontext einer offeneren Regulierung des Marktes für deutsche Online Casinos.“

Er fügte hinzu: „Wir hoffen, dass die erklärte Absicht der Bundesregierung, den Schwarzmarkt zu bekämpfen, schnell in Taten umgesetzt wird. Eine klare und durchgesetzte Regulierung ist die beste Garantie, um Spieler zu schützen und dem Markt dauerhafte Stabilität zu verleihen.“

Während die internationale Expansion von Betclic logisch erscheint, war sie laut Béraud auch eine Notwendigkeit. Frankreich sei "stark reguliert und hoch besteuert, was unseren Spielraum automatisch einschränkt. Aktuelle Haushaltsdebatten zeigen, dass fiskalische Stabilität in Frankreich noch keine Realität ist. International zu expandieren, ist daher eine Notwendigkeit, keine Option."

Das neue Machtzentrum: Westeuropa

Die jüngsten M&A-Aktivitäten haben die Branchenkarte neu gezeichnet: Der französische Gigant FDJ United übernahm die Unibet-Mutter Kindred (2,6 Mrd. €), Flutter Entertainment kaufte den italienischen Riesen Snai (2,3 Mrd. €), Entain expandierte in den Niederlanden, auf dem Balkan und in Polen, und Allwyn tätigte jüngst Schritte in Griechenland, Großbritannien und den USA.

Diese Operationen bedeuten, dass sich das Machtzentrum der größten Glücksspielkonzerne von Skandinavien nach Westeuropa verlagert hat. Doch während sich der Staub dieser jüngsten Mega-Fusion legt, unterstreichen Bérauds Kommentare die Kernprobleme: die regulatorischen und steuerlichen Hürden in Europas größten Märkten.

Großbritannien debattiert über Steuererhöhungen, die Niederlande werden sie nächstes Jahr wahrscheinlich erneut anheben. Frankreich hat mit die höchsten Steuern in Europa, und Deutschlands strenge Regulierungen – wie der Maximaleinsatz von 1 € für Online Slots – haben den Markt für illegale Anbieter hochlukrativ gemacht.

Solange diese regulatorischen Rahmenbedingungen bestehen bleiben, wird es für lizenzierte Buchmacher und Casinobetreiber sehr schwierig sein, gegen illegale Anbieter zu konkurrieren, die ohne diese Einschränkungen arbeiten – es sei denn, sie verfügen über die Größe und Schlagkraft einer Betclic-Tipico-Gruppe.

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