Betclic kauft Tipico: Admiral wird Teil eines neuen Glücksspiel-Giganten
Die Übernahme von 65 % an Tipico durch Betclic in dieser Woche ist ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung des europäischen Glücksspiel-Ökosystems.
Im Rahmen der Transaktion erwirbt die Betclic-Muttergesellschaft Banijay Gaming für 3 Milliarden Euro eine Mehrheitsbeteiligung an Tipico von deren Eigentümer, CVC Capital. Die Transaktion bewertet Tipico mit rund 4,6 Milliarden Euro.
Die Absicht von Betclic, international zu expandieren, war bekannt. Nicolas Béraud, Gründer der Gruppe und nun Chairman von Banijay Gaming, bestätigte kürzlich Pläne für eine Expansion außerhalb der Kernmärkte Frankreich, Polen und Portugal. Das Ausmaß des Deals überrascht dennoch: Die Gruppe ist Marktführer in Frankreich und sichert sich mit Tipico nun den führenden deutschen Online- und Retail-Anbieter.
Österreich im Zentrum des Deals
Für den österreichischen Markt ist der Deal von besonderer Bedeutung: Das neue Unternehmen vereint die Marken Betclic, Tipico und Admiral Austria.
Admiral Austria, das erst im September 2025 von Tipico übernommen wurde, ist ein Eckpfeiler des neuen Konstrukts und steuerte 2024 einen Umsatz von 346 Millionen Euro bei.
Zusammen bildet die neue Gruppe einen Giganten mit einem Gesamtumsatz von 3 Milliarden Euro (2024) und einem bereinigten EBITDA von 850 Millionen Euro. François Riahi, CEO der Banijay Group, betonte:
„Tipico passt perfekt zu unserer DNA – ein starker Marktführer in zwei regulierten Märkten, hochprofitabel und produktfokussiert.“
Darüber hinaus wird die Muttergesellschaft Banijay, als größtes TV-Produktionsunternehmen Europas, ihr Content-Portfolio (z.B. "Peaky Blinders") nutzen, um gebrandete Casinospiele in regulierten Märkten – explizit auch in Portugal und Polen – zu entwickeln, eine Strategie, die auch für den österreichischen Markt relevant werden könnte.
Im Zuge der Übernahme wird Betclic COO Julien Brun zum CEO von Betclic, während Axel Hefer CEO von Tipico bleibt und Joachim Baca (CEO von Admiral) zum Vice-Chairman des Banijay Gaming Boards ernannt wird.
Gebündelte Kraft für regulierte Märkte
Nicolas Béraud erklärte gegenüber SBC News, dass man eine "stärkere und resilientere" Gruppe schaffe. Entscheidend sei, dass alle Kernmarken ein "gemeinsames Verständnis dafür haben, wie man in stark regulierten Umgebungen operiert." Béraud sieht darin eine Stärke: "Diese Strenge treibt uns an, besser, innovativer und verantwortungsvoller zu sein."
Diese gebündelte regulatorische Erfahrung ist entscheidend. Béraud sprach das Problem des Schwarzmarktes offen an: „Der illegale Markt bleibt ein echtes Problem in Deutschland, ebenso wie in Frankreich und Polen.“
Er betonte die Wichtigkeit einer klaren Regulierung zum Spielerschutz und zur Marktstabilität – eine Haltung, die auch in der österreichischen Regulierungsdebatte von Bedeutung ist. Die Expansion, so Béraud, sei angesichts der hohen Steuerlast in Märkten wie Frankreich "eine Notwendigkeit, keine Option."
Westeuropa als neues Machtzentrum
Die jüngsten M&A-Aktivitäten (FDJ/Kindred, Flutter/Snai, Entain-Expansion) haben das Machtzentrum der Branche von Skandinavien nach Westeuropa verlagert. Der Betclic-Tipico-Admiral-Deal zementiert diesen Trend.
Er zeigt aber auch die Herausforderungen auf: Hohe Steuern in Frankreich, drohende Erhöhungen in UK und den Niederlanden sowie strenge Regulierungen in Märkten wie Deutschland (z.B. Einsatzlimits) machen es lizenzierten Anbietern schwer.
Diese Bedingungen bleiben ein Nährboden für illegale Betreiber, die ohne Einschränkungen agieren. Der Zusammenschluss zeigt, dass es künftig die schiere Größe und Skaleneffekte einer Betclic-Tipico-Admiral-Gruppe braucht, um in diesem komplexen europäischen Umfeld zu bestehen.
