Showdown in Frankreich: Casino-Lobby blockiert Regulierung

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Ein Symbolbild, das den Konflikt zwischen landbasierten Spielbanken (Casinos de France) und Online-Anbietern (AFJEL) in Frankreich darstellt.
© Midjourney

In Frankreich ist eine heftige Kontroverse um die Zukunft der Online-Casino-Regulierung entbrannt. Die Forderung des Online-Anbieterverbands AFJEL nach einer Legalisierung provozierte eine scharfe Reaktion des mächtigen Spielbankenverbands Casinos de France (CdF).

Der AFJEL (Branchenverband für Online-Anbieter wie Unibet oder Betclic) hatte im Vorfeld seiner Jahreshauptversammlung eine neue Studie präsentiert. Das alarmierende Ergebnis: Die Zahl der französischen Spieler auf illegalen Websites (Schwarzmarkt) stieg binnen zwei Jahren um 35 % auf 5,4 Millionen.

Die Forderung des AFJEL: Eine Regulierung der Online-Casinos, die dem hoch verschuldeten Staat 1,2 Milliarden Euro an Steuern einbringen könnte.

Die Antwort von Casinos de France (CdF) kam prompt und fiel vernichtend aus. Eine Regulierung würde keine Steuermilliarden bringen und "keinen Nutzen für die Gesellschaft" haben. Stattdessen warnte der CdF vor "massivem Arbeitsplatzverlust", dem "Verschwinden Dutzender Standorte" und einer "Schwächung der sozialen Bindungen". Die Spielbanken rechnen gar mit einem Nettoverlust von 546 Millionen Euro für die Staatskasse, wenn man indirekte Gesundheits- und Beschäftigungseffekte einbeziehe.

Auf der AFJEL-Veranstaltung zeigten sich CdF-Vertreter gegenüber diesem Reporter empört: „Einfach inakzeptabel“, so ein Kontakt.

Tiefe Gräben zwischen den Lagern

Die Debatte in Frankreich offenbart tiefe, scheinbar unüberbrückbare Gräben zwischen den Interessengruppen.
Auf der einen Seite stehen die Online-Betreiber (AFJEL), die auf eine Regulierung drängen, auch um die hohen Steuerlasten aus dem Sportwetten-Sektor auszugleichen. Auf der anderen Seite stehen die landbasierten Spielbanken, deren Haltung sich über die Jahre radikalisiert hat. Unterstützten sie früher ein Modell, das Online-Angebote an ihre physischen Standorte koppelt, lehnen sie heute jede Form der Legalisierung kategorisch ab.

Die Position des CdF ist dabei entscheidend. Der Verband vertritt 202 Spielbanken und gilt als größter Markt dieser Art in Europa. Dank enger Verbindungen zu Bürgermeistern und Abgeordneten, deren lokale Budgets oft von den Abgaben der Casinos abhängen, ist die Lobby-Macht des CdF enorm. Bereits Ende 2024 kippte der Verband einen früheren Regulierungsversuch der Regierung.

Die Risiken der starren Haltung

Warum der CdF seine Meinung so drastisch geändert hat, bleibt unklar. Klar ist aber, dass sich die Position in den letzten 12 Monaten massiv verhärtet hat. Ein Dialog scheint derzeit ausgeschlossen.

Diese Kompromisslosigkeit birgt für die Spielbanken selbst ein hohes Risiko. Während sie blockieren, könnte die Entwicklung an ihnen vorbeiziehen. "Nicht nur wird der Schwarzmarkt weiter florieren", warnte eine Branchenquelle, "die Regierung könnte sich auch von den Online-Anbietern überzeugen lassen und die Regulierung per Parlamentsbeschluss durchsetzen."

Sollte dieser Fall eintreten, stünden die französischen Spielbanken als große Verlierer da: Sie hätten keinen finanziellen Anteil an der Regulierung, keinen Einfluss auf die Gesetzgebung und würden die digitale Modernisierung verpassen.

Noch ist der Ausgang des Konflikts völlig offen. Eines scheint jedoch sicher: Der aktuelle Status quo, von dem nur der Schwarzmarkt profitiert, ist unhaltbar.

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